Spielabbruch nach 32 Minuten
Getreu ihrem Gründungsmotto „Sieg oder Spielabbruch“ reisten die berüchtigten Haaner Hooligans in Scharen (2) zum Auswärtsspiel der Bällewerfer der Unitas beim Wülfrather TB. Dass sie erneut ihren Willen durchsetzen konnten, zeigt die weitreichenden Probleme des Amateurhandballs und führt zeitnah zu einem Wiederholungsspiel zwischen Wülfrath und der Unitas.
War was? – Ausgangslage
Liebe Fans – bitte lest doch einfach regelmäßig unsere Artikel, dann können wir uns diese Kategorie auch endlich sparen. Ja gut, das klingt jetzt etwas forsch, aber wie würdet ihr denn reagieren, wenn ihr einfach im Regen stehen gelassen werdet, obwohl ihr einfach nur zu Handballspielen fahren und der Welt davon berichten wollt?
Spielverlauf (ha-ha)
Schon die ersten Minuten spiegelten die Gesamtheit der ersten Halbzeit auf der Platte wieder. Die Unitas zeigte sich im Angriff sehr beweglich und betrieb großen Aufwand, um in aussichtsreiche Wurfpositionen zu kommen. Nach langen Angriffen waren es vornehmlich die Außen Christian Mohaupt und Stefan Daukantas, die zu Gelegenheiten kamen. Wülfrath hingegen versuchte die Gartenstädter zu Fehlern im Angriffsspiel zu bewegen, sodass die eigenen Außen aus teilweise sehr risikoreichen Abwehrformationen zu blitzschnellen Tempogegenstößen ansetzen konnten, um so einfache Tore zu erzielen. Fabian Claussen demonstrierte die Vorgehensweise der Gastgeber, als er nach knapp fünf Minuten den ersten Wiederausgleich des Spiels markierte, indem er einen Abspielfehler nutzte und aus nur sieben Metern Entfernung zum eigenen Tor in hohem Bogen über das gesamte Spielfeld und den verdutzten Michael Frorath hinweg perfekt unter die Latte einnetzte. Dass sprichwörtlich alles Gute von oben kommt, hätte zu diesem Zeitpunkt wohl jeder Wülfrather bestätigt.
Das Spiel blieb ausgeglichen und temporeich, wobei sich die Unitas auch dank ihres erneut giftig agierenden Abwehrverbundes einen kleinen Vorteil erspielen konnte und bis zur 25. Minute immer wieder variierende Abstände auf die Anzeigetafel zu zaubern wusste. Erst dann folgte plötzlich ein nicht zu erklärender Knick in der Leistung des Gasts, der sich von einem zum anderen Moment nur noch das Tempospiel des Gegners aufzwingen ließ und die Kontrolle über das Spiel nicht mehr zurückgewinnen konnte. Folgerichtig ging es entgegen des Großteils der ersten Halbzeit mit 16:14 für die Heimmannschaft in die Kabinen.
Den Spülfilm der zweiten Halbzeit könnte man nun schnell in einem Abwasch erzählen. Wer das will, hat eben Pech gehabt und muss sich das Elend jetzt auch bis zum Ende antun: Neugierig kamen die Spieler der Unitas aus der Kabine, sodass man aus den Gesichtern ablesen konnte, dass sich einige fragten: Was(s)er()wartet uns wohl jetzt? Der erste Angriff konnte psychologisch entscheidend werden und die Erinnerungen an die fünf Minuten vor der Pause verschwimmen lassen. Tatsächlich schaffte es die Unitas den ersten Angriff der Wülfrather abzuwehren, fand aber nicht zu ihrem eigenen Spielfluss. Eher im Gegenteil verlor Mohaupt die Übersicht und ließ den gerade gewonnenen Ball zum Gegner rutschen, was so zwangsläufig in ein Gegentor mündete. Die kalte Dusche für die Unitas war perfekt, als nur wenige Sekunden später ein erneuter technischer Fehler zum nächsten erfolgreichen Tempogegenstoß führte. Obwohl die Mannen von Christian Schmahl versucht hatten, sich die Worte des Trainers in der Kabine möglichst gut einzubregen, drohten nun alle Dämme zu brechen. Während das eigene Angriffsspiel so vor sich hinplätscherte, lief es beim Gastgeber flüssig nach vorne, sodass eine Angriffswelle nach der anderen über die Unitas hereinbrach und das Leck in der Haaner Abwehr offenlegte. Was nun folgte, ist eine dramatische Pause, weil man denken könnte, dass bereits 10 Minuten gespielt waren und es aus Sicht der Haaner inzwischen 15:25 gestanden hätte: –
Als beim Stand von 19:14 und nur zwei gespielten Minuten Mohaupt ausrutschte und sich dabei verletzte, unterbrachen die Schiedsrichter das Spiel kurzzeitig. Zwar mahnten die Trainerteams noch: „Nicht aufregen“, doch war bei den Spielern auf dem Feld und den Schiedsrichtern der – wir entschuldigen uns für dieses einzelne, aber nötige Wortspiel – sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, gefallen.
Wie Männer am Grill trafen sich nun gleichermaßen Spieler, Trainer und vereinzelte Zuschauer auf dem Spielfeld und fachsimpelten mit feinsten Stammtischplattitüden, was zu tun sei, während sie abwechselnd das böse Loch in der Decke und die dadurch entstehende Pfütze in zentraler Position gut neun Meter vor dem Tor der Gäste beäugten. Nach kurzer Bedenkzeit trafen die Unparteiischen die einzig richtige Entscheidung zugunsten der Gesundheit der Spieler und brachen die Partie ab, indem sie die kurz zuvor geäußerte Warnung der Trainerteams wiederholten: „Nicht auf Regen“.
Angesprochen auf die spielentscheidende Situation sagte Mohaupt nach dem Spiel: „Wenn ich höre, dass ich mich da mit Absicht fallen gelassen habe, weil wir gerade eine schlechte Phase haben, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Geregentlich vergesse ich nach der Halbzeit eben meine Stoppersocken überzuziehen und dann kommt eins zum anderen…“
Sternchen des Tages
Neben den Außen, die wegen ihrer Erfolgsquote im Abschluss kein eindeutiges Sternchen verdienen, fiel in Halbzeit 1 vor allem Moritz Ziegler auf, der viel Bewegung in die gegnerische Abwehr brachte. Ein ganzes Sternchen kann wegen der verkürzten Spielzeit jedoch nicht vergeben werden. Aufgrund der zahlreichen Nennungen im Artikel muss dieses also an Christian Mohaupt vergeben werden (Kontodaten der zuständigen Journalisten findest du in deinem Briefkasten).
Flop des Tages
Wegen der kurzen Gesamtspielzeit und dominanter 25 Minuten fiel kein Spieler besonders negativ auf. Als Verlierer des Tages kann man womöglich die Zuschauer bezeichnen, da ein attraktives und temporeiches Handballspiel leider nicht zu Ende geführt werden konnte.
Hat der nicht gesagt
Christian Schmahl betonte nach dem Spiel seine Liebe zu Tieren: „Unter meiner Regen(unnötig lange dramatische Pause: – )tschaft wollte ich zunächst unser Wappen abändern und den Zapfhahn abbilden. Nun wird dieser kurzfristig durch einen Wasserhahn ersetzt. Im ersten Abschnitt haben wir uns am Ende zwar etwas (b)rainless gezeigt, aber ich denke, wir hätten das Spiel erneut drehen können und habe nie befürchtet, dass wir hier untergehen, sodass wir im Boden versinken müssten. Viel mehr bin ich davon überzeugt, dass bis zu unserer nächsten Niederlage noch viel Wasser den Rhein herunterfließen wird.“
Fazit & Ausblick
Weiter ungeschlagen und nicht niedergeschlagen wartet die Unitas somit auf die Neuansetzung des Spiels.
Zu glorifizierende Helden:
Wirklich? Nein. Heute nicht. O.K.! Das Dach.