TuS Wermelskirchen 07 – DJK Unitas Haan 2M 30:26 (15:14)
Man nehme eine Priese Stabilität in der Defensive, rühre 40 Minuten auf durchaus angemessener Temperatur und betrachte, wie eine unliebsame Konstanz gepaart mit einem Hauch Fehlwurffestival durch kurzes Überhitzen die Mahlzeit verdirbt. Ob am Ende fehlende Cleverness oder ein Mangel an Erfahrung den entscheidenden Zutatenüberschuss liefert, bleibt vorerst offen. Wenn der Maestro dann nicht weiß, wie man mit einer klingelnden Eieruhr umgeht, ist Unheil vorprogrammiert. Der Gast spuckt sich jedenfalls selbst in die Suppe, während er beim Würzen der mundgerecht servierten Punkte die Ruhe verliert. Ihr versteht diese Einleitung auch nicht? Dann verdeutlichen wir das handballerisch.
War was?
Den Mantel des Schweigens teilte St. Christian Schmahl passend zur Jahreszeit nach der Partie gegen Wülfrath in 20 kleine Stücke und legte diesen behutsam über jeden Spieler, der sich an die zweite Halbzeit des vorangegangenen Heimspiels erinnern wollte. Mit einer zeitweise peinlichen 24:37 (14:15) Pleite, bei der die Unitas vor allem in der zweiten Halbzeit sämtliche Handballkenntnisse vermissen ließ, ging es in die letzte, trainingsarme Woche. Der Feiertag sollte den Spielern zumindest ermöglichen, für einige Tage abschalten oder sich seine eigenen Gedanken machen zu können. Mit entsprechend viel Feuer, aber noch schwerwiegender ersatzgeschwächt, reisten die Haaner nach Wermelskirchen, um den Abwärtstrend zu stoppen und endlich wieder zwei Punkte einfahren zu können. Neben den bereits länger fehlenden Dennis Hahn und Stefan Panthel, verabschiedeten sich mit Moritz Ziegler und Michael Frorath unter der Woche beide Kapitäne bis zur Winterpause aus dem Kader. Wenigstens Kevin Thomé kehrte nach unplanmäßiger 60-Stunden Odyssee aus Fernost pünktlich zum Anpfiff zurück.
Spielverlauf
Von Spielbeginn an entwickelte sich eine muntere Partie, in der sich die Kontrahenten in den meisten Belangen auf Augenhöhe präsentierten. Nach 10 torarmen Minuten, die sich durch technische Fehler auf beiden Seiten erklären ließen, führte die Unitas zunächst mit 4:2. Besonders erwähnenswert war dabei eine gemeinschaftliche Abwehraktion: Frank Kleine-Boymann blockte den Ball so, dass Nick Blau ihn abfangen konnte und einen wunderbaren TG-Pass zu Robin Bohlmann warf, der den Zwischenstand von 2:4 besorgte. Für die nächsten fünf Zeigerumdrehungen war das Ergebnis umgekehrt, sodass die Anzeigetafel nach dem ersten Viertel ein bis dahin leistungsgerechtes 6:6 verkündete.
Bis zum 9:9 nach 20 Minuten gehörten die Konzentrationsschwächen im Angriff zum guten Ton. Auf Seiten der Unitas brillierten unter anderem Bohlmann mit einem verworfenen 7m und Thomé mit zwei Toren und anschließender Fehlwurfserie in die rechte untere Torecke, sodass die Unitas es verpasste, sich abzusetzen. Erst jetzt folgte eine kleine Serie der Gastmannschaft, als Philip Schmalbuch sich bei einem Strafwurf mitsamt zweiminütigem Feldverweis für die Gegner nicht lang bitten ließ, den Ball in die Maschen jagte und in der anschließenden Abwehraktion das Spielgerät abfangen konnte. Dabei behielt er die Übersicht und setzte den Ball per Aufsetzer noch tief aus der eigenen Hälfte in das verwaiste Wermelskirchener Tor, da der Gastgeber versucht hatte, die Unterzahl auf dem Feld durch Herausnahme des Torhüters auszugleichen. Als anschließend auch noch Christoph Bergs seinen gefühlt ersten Ballkontakt zum 9:12 verwandelte, hätte der gemeine Zuschauer nach 22 Minuten meinen können, dass die Unitas jetzt das gerne gelesene Heft des Handelns in der Hand halte.
Erstklassig war in den folgenden zwei Minuten dann jedoch nicht mehr das Handballspiel sondern das fehlerfreie Weiterlesen. Wie Handball i-Dötzchen verloren die Haaner die Geduld bei der Suche nach Lösungen für klare Wurfchancen, sodass der Wermelskirchener Innenblock sich mehrfach für schlecht vorbereitete Abschlüsse bedankte und im Verbund mit ihrem Torhüter den Kasten sauber hielt. Als Krönung der schlechten Wurfauswahl, kassierte die Unitas noch zwei Tempogegentöße, sodass das Ergebnis bis zur 25. Minute wieder gedreht war (13:12). Erst jetzt kehrte – mit etwas Glück – wieder Ruhe in das Spiel ein. Beim Stand von 14:14 hatte die Unitas den Ball und noch eine Minute auf der Uhr. Ein erneut hastiger Abschluss endete jedoch abermals in der Konterchance für den TuS. Da jedoch auch auf der anderen Seite Konzentration und Genauigkeit zu wünschen übrig ließen, konnte der mitgelaufene Nick Blau den zu langen Ball an der Seitenlinie ins Spiel bringen. Thomé ging mit viel Tempo und zehn Sekunden bis zur Sirene auf die Abwehr zu, legte den Ball an den Kreis ab, wo die letzte Angriffsbemühung zwei Sekunden vor Ende der ersten Halbzeit nur durch ein Foul gestoppt werden konnte. Schmalbuch schnappte sich erneut den Ball, ließ routiniert die Zeit ablaufen und verwandelte zur Pausenführung für die Unitas (14:15).
Mit dem umgekehrten Ergebnis aus der Vorwoche lag der Gast zumindest auf dem Spielberichtsbogen somit voll im Soll und konnte dieses Gefühl allen Anwesenden in der Halle auch bis zur 41. Minute weiterhin recht erfolgreich vermitteln. Im braven Wechsel erzielten beide Mannschaften die Tore bis zum 19:20. Doch genau zu diesem Zeitpunkt erhielt die Ideenlosigkeit im Angriffsspiel Einzug bei der Unitas. Christian Schmahl versuchte diese Tendenz zu durchbrechen, indem er Nils Völker an die Bank beorderte und seinerseits das taktische Mittel der Überzahl im Angriff auszunutzen versuchte. Nach einem der zahlreichen geblockten Würfe, die im Verlauf des Spiels zu einer ungewohnten Vielzahl an Ecken führte, schnappte sich dieses Mal der gegnerische Torhüter den Ball und schloss über das gesamte Feld perfekt unter die obere Torbegrenzung zum 22:20 ab. Trotz weiterhin starker Abwehraktionen, die selbst durch eine zweiminütige Unterzahl nicht behindert werden konnte, ließ die Unitas im Angriff sämtliche Konzentration und Ruhe vermissen. Besonders treffend versuchte Linksaußen Jonas Balint dies zu veranschaulichen, als ihm beim Ausholen zum Pass der Ball ins Seitenaus rutschte. Zusätzlich ließ sich die Haaner Mannschaft von einigen kuriosen Szenen rund um den Richtertisch irritieren. Zunächst ertönte mitten im Abschluss des Wermelskirchener Linksaußen direkt über dem angegriffenen Tor die Sirene für die Auszeit. Der Ball rutschte Torhüter Benedikt Konrad zum 27:23 unglücklich durch die Beine. Ob das Tor zählte wurde anschließend ausdiskutiert, während sich die Mannschaften zu einer Auszeit einfanden, die letztlich dann irgendwie zurückgenommen wurde. Im nächsten Angriff erhöhte die Heimmannschaft auf 28:23. Somit schaffte Wermelskirchen das Spiel mit einem Vorsprung in Höhe von fünf Toren und nur noch fünf Minuten Spielzeit vorzuentscheiden.
Beim Stand von 29:24 und weniger als 2 Minuten Restspielzeit nahm Wermelskirchen sich dann doch eine kurze Pause. Weniger als eine weitere Zeigerumdrehung legte der Gastgeber entweder aufgrund von Konditionsproblemen oder unbegründeter Panik, dass die Unitas im Angriff wiedererstarken würde trotz genügend Vorsprung eine weitere grüne Karte, die nach erneutem bereits erfolgtem Zusammentreffen der Mannschaften wieder zurückgenommen werden musste. Dieses wunderbare Durcheinander verlängerte das Spiel zum einen um einige Minuten und schien zudem die Verwirrung bei beiden Mannschaften steigen zu lassen. So spielte die Unitas durch eine plötzlich löchrige Abwehr Stefan Daukantas frei, der den Ball jedoch an den linken Arm des Torhüters platzierte. Zwei ebenfalls gelungene und plötzlich wieder flüssig herausgespielte Aktionen schlossen Balint und Bohlmann von Linksaußen und dem Kreis ab, ehe Konrad im Tor zum zweiten Mal über die Sirene fluchte, als der Ball mit dem Abpfiff von seinem Bein auf die Torlinie zutrudelte und im Wettlauf gegen die leicht verspätete Hand des Schlussmannes just in time über die Torlinie eierte, um den Endstand zu besiegeln (30:26).
Fazit
Trotz einer starken Leistung im Defensivverbund schafft es die Unitas nicht, den Gegner aus Wermelskirchen nachhaltig zu gefährden. Die 9:3 Serie für die Hausherren zwischen der 42. Und 55. Minute, bei der sich der Gastgeber nicht mal fehlerfrei zeigen musste, reicht am Ende, um einer über weite Strecken des Spiels giftigen Unitas den Zahn zu ziehen. Diese muss das Déjà-vu Erlebnis ablegen und auf Murmeltierjagd gehen, da sie durch jeweils erschreckend schwache 10 Minuten nach der Auftaktpartie gegen Langenfeld sowie in Dümpten schon das dritte erfolgreiche Zwischenergebnis wegwarf.
Sternchen des Tages
Philipp Schmalbuch. War so etwas wie der blinzelnde Zyklop unter den Blinden in der Offensive und hatte einige lichte Momente durch verdeckte Schüsse um den Mittelblock. Auch seine Übersicht beim Torwurf auf das leere gegnerische Tor war glänzend. Strahlte zudem viel Selbstvertrauen aus und übernahm zeitweise die Verantwortung bei Strafwürfen, nachdem die sonst zuverlässigen Bohlmann und Thomé jeweils rechts oben gescheitert waren. In der Abwehr im Verbund mit der gesamten Mannschaft ebenfalls stark.
Flop des Tages
Der Angriff. Schwierig, diese Schwäche an einer einzelnen Person festzumachen. Unerklärlich, wie die Unitas in dieser Saison im Wochenrhythmus 10 Minuten in der zweiten Halbzeit spielt, in der sämtliche Chancen auf einen positiven Spielausgang im wahrsten Sinne des Wortes verworfen werden. Optimisten mögen sagen: Wenigstens bringt der Angriff seine Leistung konstant.
Hat der nicht gesagt
Christian Schmahl erkennt eine den Umständen entsprechende gute Leistung, macht aber zugleich mehrere Fronten aus, an denen in den kommenden Wochen gearbeitet werden muss.
„Wir spielen eine gute erste Halbzeit, die zwar bei weitem nicht frei von Fehlern ist, halten uns über starke Defensivaktionen allerdings über Wasser und verdienen uns so die Chance, in der zweiten Halbzeit an einen Punktgewinn glauben zu dürfen. Nach zwei Dritteln des Spiels legen wir allerdings einen Schalter um, der uns in dieser Saison nicht zum ersten Mal zum Verhängnis wird. Eine Ruhephase von teilweise mehr als 10 Minuten können wir uns einfach nicht erlauben. Unsere Spielweise, vor allem in der Abwehr, hat Punkte verdient, unsere Cleverness und fehlende Ruhe im Angriff nicht. So müssen wir am Ende anerkennen, dass Wermelskirchen mit einer konstanten Leistung über 60 Minuten verdient als Sieger vom Platz geht.“
Ausblick
Gegen den punktgleichen Namensvetter DJK Styrum 06 aus Mülheim sowie der ebenfalls dort ansässigen HSG müssen in den nächsten beiden Wochen dringend Erfolgserlebnisse her. Die laut Tabelle ebenfalls schwächelnden kommenden Gegner können die Situation bei der Unitas etwas entspannen, ehe es in einen spielplanmäßigen nominell anspruchsvollen Dezember geht. Und um die eingangs benutzten sprachlichen Bilder geschmackvoll abzurunden, laden wir Sie herzlich ein, bei unserem Catering im Eingangsbereich vorbeizuschauen und sich den Spätnachmittag zu versüßen.
Buhs, Pfuis und Versager:
Nils Völker (Tor), Benedikt Konrad (Tor), Robin Bohlmann (7), Philip Schmalbuch (6), Kevin Thomé (4), Frank Kleine-Boymann (3), Nick Blau (3), Christoph Bergs (1), Jonas Balint (1), Stefan Daukantas (1), Christian Horn, Christian Peters, Sven Wiessmeier.